Boris Porsch
Hätte ich geschwiegen, wäre ich Philosoph geblieben…
Wenn ich jetzt auf mein Leben zurückblicke, kann ich sagen, dass ich diese Liebe mein ganzes Leben lang gesucht habe. Diese Suche war nicht leicht für mich – ich suchte sie bei den Menschen, im Sport, in Büchern, Esoterik, im Rausch. In der Nähe und in der Ferne drehte ich viele Steine um, um zur Gewissheit der Liebe zu gelangen, konnte sie im Endeffekt nicht finden. Mein alltägliches Leben mündete in einer großen Sinnlosigkeit. Ich glaube nicht, dass man es mir damals anmerkte, aber langsam schwand meine Zuversicht, und so sehr ich mich auch anstrengte, musste ich mir irgendwann eingestehen: Mir selbst konnte ich diesen tieferen Sinn des Lebens, von dem ich überzeugt war, dass es ihn gab, nicht geben.
Vor ca. 10 Jahren betrat ich das erste Mal seit meiner Schulzeit wieder eine Kirche. Gerade rechtzeitig zur Frühmesse nahm ich in der letzten Reihe Platz. Die Lesungen, Gebete, Psalmen und die Predigt erschütterten mein damaliges Leben. Im Moment der Kommunion erkannte ich, dass Gott diese Liebe ist, die ich mein Leben lang gesucht habe, und dass diese Liebe Mensch wurde, auch um mein Menschsein zur Liebe hin zu erlösen. Einige Jahre später erfuhr ich ganz konkret, dass diese Liebe in uns Wohnung nehmen will. Gott will uns nahe sein, nicht vom Himmel aus der Ferne her, sondern aus unserem Inneren heraus.
Diese Erfahrungen veränderten mein Leben und machten Umkehr erst möglich. Eine Freude und ein Frieden, den die Welt nicht geben kann, erfüllen seither mein Leben. In der Kirche fand ich eine (sicher keine perfekte) Gemeinschaft, die im gemeinsamen Glauben an Jesus Christus auf die Liebe zugeht. Gleichzeitig erkannte ich die Not-Wendigkeit des Priestertums. Nach einigen Jahren erwuchs in mir der Ruf zu einer Lebensentscheidung und nach langem Ringen und Hin- und Her landete ich im Wiener Priesterseminar. Das Wagnis, mich und mein Leben in den Dienst der Liebe Gottes zu stellen, wurde zum Abenteuer meines Lebens.
„…und daher ist selig, wer immer daran denkt, dass er wiedergeboren ist! Seliger, wer nicht an das denkt, was gewesen ist, bevor er wiedergeboren wurde! Am Seligsten, wer sein Kindsein im Fortgang der Zeit nicht verloren hat!“ Zeno von Verona (4. Jh. n. Chr.)